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BACKGROUND


DE

Die utopischen Entwürfe stellen einen Versuch dar, ein etabliertes System der Planung zu hinterfragen, das an den Interessen der Menschen und dem Charakter der Fläche vorbeigeht. Hier soll kein zur Umsetzung bereiter, endgültiger Plan gezeigt werden, sondern ein Bewusstsein für Möglichkeiten entstehen – gemeinsam, in den Köpfen der Betrachtenden. Die mehr grafischen als architektonischen Renderings führen weg vom Realistischen, hin zum Symbolischen, Träumerischen, Utopischen. Im Hintergrund steht die Frage, ob die Stadt nicht auch Flächen braucht, die noch alle Möglichkeiten bereit halten, die frei sind für das Zukünftige.
Die Entwürfe entstanden mit dem Blick aus dem Fenster auf die Brache an der Ecke Trierer/Henßstraße – verknüpft mit den eigenen Träumen. Die Möglichkeiten aus dieser Kombination zu erschließen – das war das Ziel, für das es vielleicht gar kein klares Bild braucht.
»The Piece need not be build«. Diese von Lawrence Weiner 1968 aufgestellte Regel gilt auch für die utopischen Entwürfe. Die Entscheidung, was und wie etwas realisiert und ausgeführt wird, liegt bei den Empfangenden. Und so liegt auch die Frage, was wie auf der Brache geschehen soll, bei den Betrachtenden. Weiner verknüpft in seinem typografischen Werk Begriffe auf neue Art und Weise, er spricht Sachverhalte an, nicht aus – die Betrachtenden leisten die Synthese. Für »Brache A—D« wird dieser Ansatz referenziert, um die komplexe Beziehung zwischen Realität, Fiktion und Utopie, der sozialen Konstruktion von Raum, den gezeigten Entwürfen und der Brache selbst zu beschreiben.

ENG

The utopian proposals try to question the established system of urbanization, which often misses the interest of the citizens and the character of the area. It is not the will to show a ready to implement plan, but to motivate a conciousness towards the multifaced opportunities – together, with the minds of the viewers. The more graphical than architectural renderings point towards the symbolic, the dreamy, the utopian aspect, less than to the realistical. In the backdrop resides the question if cities are in exactly this need of areas, where all possibilities are still available, free for the future.
The proposals were developed with a look out of the window on a brownfield, connected with own dreams. Regarding the conceptual guideline »The piece need not be build« developed by Lawrence Weiner in 1968, this rule applies to the utopian proposal of »Brache A—D« as well. It is the recipients decision how, what and if it is realised, Weiner connects terms in his typographical work in new ways of construction, he points to the matter less than to explain it – this synthesis is made by the viewer. This reference is the approach of the work »Brache A—D« to describe the complex relation between reality, fiction and utopia, but also the social construction of space, the exhibited proposals and the brownfield itself.

»Der Raum ist weder als ein leerer Behälter für soziale Beziehungen noch als ein Feld diskursiver oder geistiger Gedanken exakt begreifbar. Stattdessen versteht er ihn als Ergebnis und Voraussetzung für gesellschaftliche Produktionsprozesse. Der Raum ist ein Instrument der staatlichen planung und Kontrolle und ein Ort der Kreativität und politischer Auseinandersetzungen.«

»Space is not exactly comprehensible as an empty container for social relationships or as a field of discursive or mental thought. Instead, he understands it as a result and prerequisite for social production processes. Space is an instrument of state planning and control and a place of creativity and political debate.«

Henri Lefebvre

»Die Transformation der Städte und deren neue Urbanität, die damit einhergehende profit- statt zivilgesellschaftlich orientierte Stadtentwicklung, die Prozesse der unfreiwilligen Segregation und der Verlust des öffentlichen Raumes sind harte neoliberale Realität in unserem urbanen Lebensräumen und als solche existenzieller erfahrbar als manch andere Erscheinungsformen der Postdemokratie.«

»The transformation of cities and their new urbanity, the concomitant profit-oriented rather than civil society-oriented urban development, the processes of involuntary segregation and the loss of public space are hard neo-liberal reality in our urban living spaces and as such more existentially experienced as some other manifestations of post-democracy.«

Make_Shift City – Renegotiating the urban commons/Die Neuverhandlung des Urbanen, Gbriele Horn, Francesca Ferguson, Jovis Verlag, 2014, S.12


»In der politischen Handlung, zentrale Plätze der Stadt als demokratische und politische Orte zu besetzen und sie damit zu Plätzen des Gemeinsinns zu machen, an denen Bürger nicht nur ihrem Widerspruch und ihre Unzufriedenheit Ausdruck verleihen, sondern auch eine grundlegende Debatte über gemeinsame Werte anzustoßen, kommt in überwältigender Weise das Bedürfnis zum Ausdruck, neu zu verhandeln, was als Gemeingut zu gelten hat.«

»In the political act of occupying the city’s central squares as democratic and political places, thereby turning them into places of common sense, where citizens not only express their opposition and dissatisfaction, but also initiate a fundamental debate about shared values, There is an overwhelming need to renegotiate what must be considered a common good.«

Make_Shift City – Renegotiating the urban commons/Die Neuverhandlung des Urbanen, Francesca Ferguson, Jovis Verlag, 2014, S.18

GROUND


Zustand der Brache bis Ende 2015. Condition of the brownfield until the end of 2015.

Strand aus Glasscherben und Beton. The beach of broken glass and concrete.

An einem regnerischen Tag—immer noch da. Still there on a rainy day.

Winter auf der Brache. Winter on the fallow land.

Toskanisches Licht. Tuscan light. ;)

Firmenzeichen—Vorahnungen von Wandel. Coporate signs—premonitions of change

Frühjahr 2017. Spring 2017.

Der Tag der Vermessung. Die Brache wird verändert werden. The day of the survey. The brownfield will be changed.

COLOPHON

Konzept & Renderings: Michael Weber
Typografische Arbeiten: Michael Weber und Gunnar Grandel
Text: Gunnar Grandel